Change bei Lust und Freude am Fahren?
Vom selber machen zum Automatisieren, vom „erfahren“ zum Hingefahren werden. Aber wollen wir das denn eigentlich?
Frankfurt, 8. Februar 2017. Keine Frage, das Auto ist immer noch des Deutschen liebstes Kind. So soll die Zahl der zugelassenen 3,36 Millionen neu registrierten Autos aus 2016 in diesem Jahr nochmals um ein Prozent steigen. Auch die Leistung der neu zugelassenen PKW ist stärker als je zuvor. Mit 148 PS durchschnittlich statteten die Autobauer ihre Produkte im letzten Jahr aus. Zum Vergleich: Ende der 90er-Jahre lag dieser Wert noch bei unter 100 PS.
Die pure Lust und Freude am Fahren? Könnte man denken. Aber bitte mit mehr Sicherheit, sagen viele. Fahrsicherheitsassistenten sind längst Standard. Und es ist der Weg vorgezeichnet, dass unsere Autos bald autonom fahren. Mein 11-jähriger Sohn fragte letztens mit Blick auf den Fahrspaß: „Wollen wir das denn eigentlich?“
Hinter dieser Frage verbirgt sich ein enormer gesellschaftlicher und individueller Change Prozess – angeschoben durch die Digitalisierung. Vom selber machen zum Automatisieren, vom „erfahren“ zum Hingefahren werden. Die Rolle und die Tätigkeit werden umgedeutet. Mehr Sicherheit, Effizienz und der Gewinn an Zeit für anderes während der Fahrt sind damit verbundene Nutzenversprechen. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Auch bei internen Digitalisierungsprojekten in den Unternehmen werden diese Benefits sehr häufig angeführt. Die Auswirkungen sind am Beispiel der Autoindustrie, die sich momentan in einem der größten Umstrukturierungsprozesse überhaupt befindet, sehr gut ablesbar. Nicht nur die Wettbewerber, Produkte oder Technologie-Allianzen ändern sich, sondern das Unternehmen als Ganzes. So kündigt VW – als hätte das Unternehmen nicht schon genug zu tun – Anfang des Jahres an, mittel- und langfristig bis zu 20.000 Stellen zu streichen. Das Neue daran: VW baut nicht nur Stellen ab, sondern schafft neue Betätigungsfelder, die es dann hochqualifiziert zu besetzen gilt. Der Wolfsburger Konzern tauscht quasi die Generationen und das Profil der eignen Arbeitnehmer: Programmierer statt Karosseriebauer, Digital Natives statt Old School.
Nun hat der ADAC in einer Umfrage vom Februar diesen Jahres gefragt: „Welche Faktoren hindern Sie, den ÖPNV stärker zu nutzen?“ Es gaben 63 Prozent an: „Weil ich gerne Auto fahre.“ Also keine Angst, die linke Spur der Autobahn wird auch bis auf weiteres voll sein.