Handel im Wandel – Eine Branche ändert ihr Gesicht
Ein Gewinner stand mit dem Beginn des neuen Jahres bereits fest: der Einzelhandel. Jedoch den Umsatz treibt das Online-Geschäft.
Frankfurt, 17. Januar 2018. Der Einzelhandel rechnet mit einem Umsatzwachstum von ca. drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Rahmenbedingungen stimmen, die Geldbörsen sind gut gefüllt und das Konsumklima besser denn je. Dennoch, ein Hauch von Zukunftspessimismus mischt sich vor allem und zu Recht unter die kleineren und mittleren Unternehmen im stationären Handel. Denn der Umsatztreiber ist nach wie vor das Online-Geschäft.
Wurden im Jahre 2005 noch ziemlich genau 2 Milliarden Sendungen befördert, so waren es 2016 bereits 3,2 Milliarden Einheiten, die per Kurier, Express- und Paketdienst befördert wurden. Und stets werden es mehr. So prognostizieren Experten 3,8 Milliarden verschickte Einheiten für 2020. Der stationäre Einzelhandel, der nicht nur teure Mieten und Personal vorhalten muss, steckt dabei in der Klemme. Beraten und präsentiert wird beim Händler, gekauft im Netz. Dieses Manko kann auch durch einen noch so professionellen Personal-, Marken- und Shop-Auftritt nicht kompensiert werden. Somit hat sich die historischgewachsene Funktion des Handels in der digitalen Welt überlebt. Die großen Player im E-Commerce sind schon längst keine Händler im klassischen Sinne mehr, sondern eher Datenkonzerne mit angeschlossenem Warenlager.
In Amerika kann man die Folgen des Strukturwandels besonders intensiv beobachten. „Retail Apocalypse“ bedeutet nichts anderes, als dass die riesigen Ketten wie J.C. Penny oder Macy`s von ihren rund 1.200 Standorten bis 2023 ungefähr ein Viertel dicht machen. Die Konzentration schreitet weiter voran. Stehen uns ähnliche Rosskuren bevor wie in Amerika? Immerhin wird dort offen über eine Zerschlagung bestimmter Konzerne nachgedacht, um deren Einfluss zu begrenzen. So beherrscht Amazon rund 75 Prozent des gesamten E-Book-Marktes in den USA.
Die Zeiten langfristiger Planung sind jedenfalls vorbei. Welcher Anbieter, welches Geschäftsmodell 2025 den Markt dominieren wird, weiß niemand. Ich bin überzeugt, dass es Modelle sind, die wir heute noch nicht einmal genau kennen. Auch das ist „Digitalisierung“.